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In der Galerie Lurago zeigen die Maler Michael Goller und Peter Piek dialogische Bilder unter dem Titel "Puppenspieler". Es entstanden drei Bildserien im Dialog der beiden Maler, das bedeutet: Ausgehend vom Bild eines der beiden Künstler malte der andere eine völlig neue Version, welche dann wieder Ausgang für den anderen war. So pendelten die Bilder drei Jahre lang und sind nun zum erstenmal zu sehen.
mehr zur Ausstellung "Puppenspieler" von Michael Goller und Peter Piek
In seiner Installation mit dem Titel "Wir sind Gott" provoziert Michael Knauth Nachdenken über menschliches Verhalten. Er vertauscht die Blickrichtungen der Menschen und bietet dem Betrachtet die Möglichkeit der göttlichen Blickperspektive. Die Installation besteht aus 24 lebensgroßen Puppen die kopfüber von der Decke hängen.
mehr zur Installation "Wir sind Gott" von Michael Knauth
Eingebettet in den sakralen Raum der St.Ignatius-Kirche werden Fotos des Fotografen Dirk Hanus gezeigt unter dem Titel "LichtGestalten". Außerdem sind neueste fotografische Arbeiten von ihm erstmals zu besichtigen.
mehr zur Fotoausstellung "LichtGestalten" von Dirk Hanus
Atrium
Gastkünstler ist der tschechische Bildhauer Josef Sporgy. Neue Skulpturen zeigt er im Atrium unter dem Titel "V Case".
Gastkünstler der Ausstellung Querschlag V: Josef Sporgy - Skulpturen
Galerie Lurago: Michael Goller / Peter Piek "Puppenspieler" (Malerei)
Atrium: Josef Sporgy (Plastik)
St. Ignatius Kirche: Dirk Hanus (Fotografie und Lichtperformance)
Michael Knauth (Installation)
Musik: Peter Piek & the Colours
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Pressestimmen
"Kein zentrales Thema, nicht mal formale Zusammenhänge. Was uns verbindet, das kann man nicht konkret artikulieren", versucht Michael Goller das Wesen der Künstlergruppe "Querschlag" zu erklären.
Was auch immer das Geheimnis ist - es genügte, um im tschechischen Chomutov eine Kirche und eine Galerie für eine Ausstellung zur Verfügung gestellt zu bekommen. Dort zeigen Goller und seine "Querschlag"-Kollegen Peter Piek, Michael Knauth und Dirk Hanus seit Anfang Juni ihre "Puppet-Show".
Seit vier Jahren sorgen sie regelmäßig für Aufsehen - mit außergewöhnlichen Ausstellungen und gewagten Aktionen. Immer wieder ist von Provokation die Rede, wenn es um die Künstlergruppe "Querschlag" geht. "Wir sind gar nicht vordergründig auf Provokation aus", erzählt Michael Goller. "Natürlich sind unsere Arbeiten streitbar. Doch sie sind mehr als Experiment zu verstehen." Provokation ist für die vier Chemnitzer Künstler nicht Selbstzweck oder Pose, sondern vielmehr die Wirkung, die ihre Malereien, Fotografien und Installationen beim Betrachter auslöst - und auslösen soll.
Die erste Reaktion auf ihre Gemeinschaftsarbeit begleitet die Gruppe bis heute. Nach dem Aufbau der Premieren-Ausstellung des Quartetts im Atelier Schiersandstraße im April 2003 bemerkte eine Freundin, das wirke auf sie alles wie ein "Querschlag". Mit dieser Einschätzung stand nicht nur der Name für die Gründungsschau, sondern auch für die Künstlergruppe fest. Denn die sollte Zukunft haben. Selbst, wenn die vier Herren im Alter von 26 bis 45 Jahren nicht wirklich viel gemein haben. Vielleicht ist es aber gerade der Mix aus verschiedenen Blickwinkeln, Lebenswelten, gegensätzlichen Arbeitsweisen und eben auch dem Altersunterschied, der die "Querschläger" eint. Statt auf Gemeinsamkeiten setzen die Künstler auf Austausch und Diskussion. "Dadurch entsteht eine Art positiver Gruppenzwang, der sehr produktiv ist", findet Michael Goller, und Dirk Hanus ergänzt: "Wenn man sich beißt, entwickelt man sich auch."
Dass die Chemie trotz vielfältiger Differenzen stimmt, spürte Michael Goller bereits während der ersten Ausstellung. "Das hatte was", erinnert er sich. "Da musste noch mehr gehen." Und so geschah es auch: Seit ihrer Premiere in Chemnitz erstaunten, berührten, verstörten, schockierten und begeisterten die Ausstellungen der Chemnitzer "Querschläger" mindestens einmal jährlich - unter anderem im Döbelner Rathaus, in der Galerie Dachschiff im Berliner Kunsthaus Mitte und in der Galerie Westerheide in Ranis.
Und nun tun sie's auch im tschechischen Chomutov. "Dies ist ein großer Qualitätssprung an Möglichkeiten", findet Michael Goller. Den weiß das Quartett dankbar für ihre "Puppet-Show" zu nutzen. In der Galerie Lurago zeigen Goller und Peter Piek ihren Bilder-Dialog "Puppenspieler". Dieser entstand in den Jahren von 2003 bis 2006. In dieser Zeit widmeten sich die beiden Künstler ihrem selbst erschaffenen "Malfront"-Studium, bei dem sie - losgelöst von akademischen Institutionen - an in Eigenregie gestellten künstlerischen Aufgaben tüftelten. Eine davon war diese dialogische Arbeit. "Ich malte das Initialbild 'Puppenspieler', auf das Peter Piek mit einer neuen Version antwortete, die ich wiederum malerisch erwiderte - und so weiter", erklärt Michael Goller den Entstehungsprozess. Das Ergebnis sind ein Dutzend Malereien, die nun in Chomutov erstmalig zu sehen sind. Einen Dialog ganz anderer Art bewirkt der Fotograf Dirk Hanus mit seinen "Lichtgestalten"-Fotografien. In der St. Ignatius Kirche setzt er Schwarz-Weiß-Portraits unbekleideter Menschen in Beziehung zum sakralen Raum. Michael Knauth geht am gleichen Ort noch weiter. Er lässt 24 lebensgroße aufblasbare Puppen am seidenen Faden kopfüber vom hohen Kirchengewölbe schweben. Seine nackten "blonden Engel" wirken wie umgekehrte Marionetten, die sich der Kontrolle eines unbekannten Spielers anbieten. Titel der Arbeit: "Wir sind Gott". Provokant? Das liegt im Auge des Betrachters...
Yvonne Friedrich, Stadtstreicher, Juli 2007
Künstlergruppe Querschlag: das sind vier Künstler die bereits zum fünften Mal zusammen kommen, um auf brachiale und unkonventionelle Weise zu zeigen, was sie beschäftigt. Dieses Mal dreht sich alles um Puppen, die durch verschiedene Elemente der Kunst in Szene gesetzt werden. Im Areal des ehemaligen Jesuitenklosters in Chomutov (Komutau) finden die gebürtigen Chemnitzer optimale Bedingungen. Wer die Exponate auf sich wirken lassen will, hat bis zum 27. Juli Gelegenheit dazu.
Puppet-Show, 2.6.-27.7. Galerie Lurago, Palackého 85/ St.Ignatius Kirche/ Jesuitenareal in Chomutov, www.querschlag.de
Von Ellen Fischer
Chomutov Die katholische Kirche ist mit der Ausstellung in der Kirche St. Ignatius nicht einverstanden. Es stören die aufblasbaren Puppen an der Kirchendecke.
Schockierend, schamlos oder auch treffend und interessant. So widerspruchsvoll sind die Ansichten zu der Ausstellung der deutsche Künstlergruppe Querschlag in der St.Ignatius Kirche. Eine Präsentation von Schwarzweiß-Fotografien ergänzt 24 aufblasbare Puppen, die als erotisches Hilfsmittel benützt werden.
"Ich denke nicht, dass diese Ausstellung in der Kirche ein Problem ist" sagt Marie Laurinova, Direktorin von Zentrum für Bibliothek und kulturelle Dienstleistungen in Chomutov.
"Wen der Besucher gründlich die Begleittexte durchliest, kann ihn das nicht beleidigen" sagt sie.
Aus den Begleittexten geht hervor, dass das Ziel des Künstlers darin bestand, dem Zuschauer die Ansicht der göttlichen Perspektive zu bieten. Die aufgeblasenen Puppen sind nämlich aufgehängt mit dem Kopf nach unten, hoch über dem Boden.
Vertreter der römisch- katholischen Kirche haben aber eine ablehnende Position eingenommen.
Auch wenn sie mit dem Thema der Ausstellung einverstanden sind, gefällt ihnen nicht die Interpretation und der Platz. Zu diesem Anlass ist auch eine offizielle schriftliche Erklärung von Pfarramt in Chomutov entstanden, in der ist gesagt: "Die Unterbringung der Ausstellung in diesem Raum, speziell in Luftraum und „aufgeblasene Puppen“, halten wir als äußerst unpassend, da dadurch der eigentliche Sinn des Gebäudes entstellt wird". Den ganzen Text können die Besucher direkt auf der Ausstellung lesen. Die Organisatoren haben den Text am Montag ausgehängt.
"Unsere Erklärung betrachten wir nicht als Zensur" sagte Gestern Kaplan Radim Vondracek zu der Zeitung. "Es ist aber so, dass die Kirche geistliche Verantwortung trägt, deshalb haben wir Pflicht, uns zu der Ausstellung zu äußern"
Nach ihm endet damit für die Kirche die ganze Angelegenheit. Die einzigen Schritte gegen diese Ausstellung könnte eventuell noch das Bischofsamt in Litomerice unternehmen, bei welchem wir auch wegen der ganzen Angelegenheit nachgefragt haben. Die Redaktion der Zeitung hat nach Litomerice ein Gesuch um Erklärung gesendet, aber leider haben wir bis heute zum Redaktionsschluss noch keine Antwort bekommen.
Die Absicht des Künstlers erntet so Früchte. Der Ziel war bestimmt wenigstens, die Aufmerksamkeit zu erwecken, was dank der Medien gelungen ist. Wer die stürmische diskutierte
Ausstellung noch besuchen will, der hat die Möglichkeit bis zu der zweite Hälfte des Monat Juli.
Vojtěch Janda Von Vojtěch Janda (Übersetzung: Renata Palivková)
Vorwurf gegen Chemnitzer Kunst
Komotau/Chemnitz. Weich gezeichnet und manchmal bewusst unscharf: Das sind sie, die Fotografien von Dirk Hanus. Hart und deutlich dagegen ein Vorwurf, den am Wochenende eine tschechische Boulevardzeitung gegen die derzeit im böhmischen Komotau (Chomutov) ausgestellten Bilder des Chemnitzer Künstlers erhob: Bei den Schwarz-Weiß-Aufnahmen handle es sich um Kinderpornografie, so lautete die Unterstellung. Diese hat sich jedoch inzwischen als haltlos erwiesen. Die Kriminalpolizei, welche die Fotos in der zur städtischen Galerie umfunktionierten St. Ignatius Kirche von Komotau in Augenschein nahm, konnte daran nichts Anstößiges finden.
Dirk Hanus gehört der Chemnitzer Künstlergruppe Querschlag an, von der die tschechische Galerie Lurago eine Werkschau unter dem Titel „Puppet-Show“ zeigt. Mit hüllenlosen Barbie-Puppen zum Beispiel hatten die vier Chemnitzer Künstler bereits in der Vergangenheit in ihrer Heimat für Provokation gesorgt und sich den Vorwurf eingehandelt, nackte Tatsachen allzu freizügig ausgestellt zu haben. Die in Komotau gezeigten Fotografien von Dirk Hanus allerdings, die das Chemnitzer Publikum bereits im Industriemuseum zu sehen bekam, waren bisher von derartigen Angriffen unbehelligt geblieben. Ebenfalls für Irritation gesorgt hatte in Komotau eine Installation mit dem Titel „Wir sind Gott“, bei der Michael Knauth aufblasbare Puppen von der Kirchendecke baumeln lässt. Die katholische Kirche protestierte. Knauth hat das Kunstwerk daraufhin umbenannt.
Von Ulrich Hammerschmidt
Komotau/Chemnitz. Die umstrittene Austellung „Puppet-Show“ der Chemnitzer Künstlergruppe Querschlag im tschechischen Komotau (Chomutov) muss vorzeitig geschlossen werden. Darauf besteht die katholische Kirche, da am 27. Juli, dem ursprünglich letzten Öffnungstag der Schau, ein Gottesdienst in der zur Galerie umfunktionierten St. Ignatius-Kirche abgehalten werden soll. Die von der Kirchendecke baumelnden aufgeblasenen Puppen sowie die unter Porno-Verdacht geratenen Fotos sollen nun eine Woche zuvor abgehängt werden. Ab Oktober wird die „Puppet-Show“ in Katowice zu sehen sein. Die Künstler befürchten, dass es im katholischen Polen ebenfalls zu Protesten kommen könnte.
Von Ulrich Hammerschmidt
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