Malfront (2003-2007)

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Zeichnen bis der Arzt kommt

Chronologie der Aktion vom 28.12.2003












Das Ziel:
Durch fortgesetztes Zeichnen den Punkt des bewussten Denkens beim Zeichenprozess überwinden und herausfinden, was danach entsteht.

Die Spielregeln:
Ab Sonnenaufgang zeichnen. Maximale Unterbrechungen 15 min zum Ortswechsel.

Chronologie des 28.12.2003:
7.00
Beginn im Atelier. Zeichnungen von Einrichtungsgegenständen, Porträts und freien Motiven.
9.00
Gottesdienst in evangelischer Kirche. Von der Empore aus Zeichnungen von Organist, Pfarrer in Kanzel und der Gemeinde.
10.00
Brunch im Café Moskau gemeinsam mit einem Fotografen und einem Galeristen. Dabei entstehen zahlreiche Zeichnungen mit und ohne Realitätsbezug: Blumen, Köpfe, Stillleben, Porträts, Interieur und Stadt. Versuch, hässlich zu zeichnen.
14.00
Akute Zeichenmüdigkeit. Zu Fuß in die 23. Etage des höchsten Gebäudes der Innenstadt. Zeichnungen der Stadt von oben. Zufällige Gespräche mit interessierten Hotelgästen.
15.30
Zu Fuß durch Chemnitz, auf verschiedenen Plätzen spontane Zeichnungen im Freien. Wut und Frust in informelle Zeichnungen gelegt.
16.30
Hauptbahnhof. Schematische und geschmierte Zeichnungen der Gleise und Bahnsteige. Motivationsmangel.
17.30
Atelier. Zeichnungen ohne Vorlage. Zeichnen ohne Antrieb.
18.30
Döner essen am Straßenimbiss
18.45
Zurück im Atelier. Auslegen aller bisher entstandenen Zeichnungen, dabei werden aller Räume des Ateliers benötigt. Aus dem Eindruck heraus entstehen neue spontane Zeichnungen.
20.30
Fahrt ins Krankenhaus.
20.45
Verlassen des Krankenhauses und Zeichnungen vor Notaufnahme und Hubschrauberlandeplatz im Dunkeln
21.00
Erneutes Betreten des Krankenhauses. Mit dem Fahrstuhl in die 10.Etage: HNO-Abteilung. An den Wänden hängen Kinderzeichnungen: Große Köpfe, Augen ganz oben, Zähne alle einzeln. Zeichnungen von den Kinderzeichnungen entstehen.
22.00
Die Zeichnungen vernetzen sich zu Geschichten. Die Idee für ein Buch entsteht. Das Malbuch.
1.15
Der Arzt kommt. Stationsarzt HNO.
Rausschmiss.
Ende.

Bilanzierende Frage:
Was hat die Aktion gebracht?
Die Erkenntnis, dass mit zunehmender Dauer des Zeichenprozesses der Punkt kommt, an dem das bewusste Wollen aufhört und eine physische und psychische Erschöpfung eintritt. Erst danach – bei immer weiter fortgesetztem Zeichnen – ist eine totale Freiheit des Schaffens möglich. Das Bild verliert seinen Objektcharakter und man lernt dem Bild zuzuhören. Man wird selbst zur Linie. Das Bild zeichnet sich.

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